Wenn Dinge bestehen dürfen
Vielleicht war es einmal so.
Eine Zeit, in der Dinge nicht mit dem Gedanken gemacht wurden,
sie bald wieder ersetzen zu müssen.
Nicht, weil man keine Fortschritte wollte –
sondern weil man spürte,
wann etwas nicht mehr besser, sondern einfach reif war.
Vielleicht wurden Dinge damals weiterentwickelt –
geduldig, genau, bis sie ihre Form gefunden hatten.
Und dann ließ man sie.
Nicht stehen – sondern bestehen.
Nicht, weil man gegen Neues war.
Sondern weil man ehrlich genug war zu erkennen,
wann etwas voll geworden war –
nicht leer gemacht werden musste.
Es hatte nichts mit Perfektion zu tun,
sondern mit Verantwortung gegenüber dem,
was man hervorbringt.
Und vielleicht war Besitz kein Ziel.
Sondern das, was sich ergab,
wenn man etwas mit Würde gemacht hatte
und es blieb.
Nicht alles musste jedem gehören.
Aber das, was man hatte,
hatte Gewicht.
Nicht im Sinne von Preis oder Marktwert –
sondern von Echtheit.
Vielleicht kommt dieses Gefühl
aus dem Kontrast zu heute:
zu all dem Übermaß, das sich leer anfühlt,
zu den Regalen voller Varianten,
die sich kaum noch unterscheiden –
außer in Preis und Versprechen.
Manchmal steht man da,
vor all dem, was möglich wäre –
und spürt doch:
Nichts davon meint es wirklich.
Und dann ist da dieser vage Gedanke:
Dass wir einmal wussten, wie es geht.
Nicht, weil wir klüger waren.
Sondern weil wir weniger verlernen mussten.
Vielleicht ist es kein Plan.
Kein Ideal.
Vielleicht ist es einfach eine Erinnerung,
die wieder leise anklopft.
Immer dann,
wenn das Zuviel zu laut wird –
und man sich nach etwas sehnt,
das nicht erklärt werden muss.
Weil es einfach stimmt.
„Manches wird nicht besser, wenn man es neu macht – sondern wenn man es lässt, weil es ganz geworden ist.“
