„Wo es schmerzt, dort beginnt das Wachsen.“
Es gibt Tage, an denen der Himmel grau bleibt – außen wie innen. Worte, die nicht gesagt wurden, Entscheidungen, die man bereut, Träume, die sich still verabschiedet haben. Früher wollte ich Schmerz vermeiden, ihm ausweichen wie einer Pfütze am Wegesrand. Doch je mehr ich lebte, desto mehr verstand ich: Schmerz ist kein Hindernis – er ist ein Lehrer.
In Momenten innerer Dunkelheit habe ich gelernt, langsamer zu werden. Ich zwinge mich nicht mehr, sofort eine Antwort zu haben oder eine Lösung zu finden. Stattdessen sitze ich mit meinem Schmerz, wie mit einem alten Freund, der mir etwas Wichtiges erzählen will. Und oft tut er das. Er zeigt mir, wo ich mich selbst verraten habe. Wo ich zu viel gegeben habe, ohne auf meine Grenzen zu achten. Wo ich mich angepasst habe, obwohl mein Herz rebellierte.
Wachstum passiert selten dort, wo alles leicht ist. Es geschieht in den Rissen, in denen das Licht leise seinen Weg hineinfindet. Schmerz macht empfindsam – nicht nur für mich selbst, sondern auch für andere. Er lässt mich das Zittern in fremden Stimmen hören, die Tränen hinter einem Lächeln erahnen.
Ich glaube inzwischen: Wer nicht durch Dunkelheit geht, wird das Licht nie wirklich begreifen. Nicht, weil das Leben immer leidvoll sein muss – sondern weil Tiefe entsteht, wo wir uns verletzlich zeigen. Jeder Mensch trägt Wunden. Doch genau darin liegt unsere Gemeinsamkeit: In der Zerbrechlichkeit, die uns menschlich macht.
Im Schatten lernt das Herz, was Licht wirklich bedeutet.
