Es war in einer kleinen Pension, irgendwo auf dem Land.
Ich war spät angekommen, der Flur still, der Boden trug das leise Echo meiner Schritte.
Der Schlüssel hatte funktioniert, das Licht war schwach, die Luft roch nach Holz.
Ich suchte das Bad.
Die Tür war hell lackiert, schlicht, ohne Beschriftung.
Ich legte die Hand an und drückte.
Nichts.
Nicht mal ein Widerstand – einfach nur Stillstand.
Noch einmal, ein wenig fester – wieder nichts.
Ich zögerte.
War sie abgeschlossen? Oder klemmte sie einfach?
Ich versuchte es erneut, jetzt fast mit Verärgerung – doch sie blieb stumm.
Und dann, fast beiläufig, veränderte ich den Winkel.
Drückte nicht nach vorn, sondern ein wenig zur Seite.
Nicht mit Kraft, sondern mit einem sanften Schieben – als würde ich fragen, nicht fordern.
Da gab sie nach.
Ohne Geräusch.
Als hätte sie nie widersprochen, sondern nur gewartet.
Ich blieb stehen.
Ein wenig verlegen über meine Ungeduld.
Aber auch wach – weil ich plötzlich wusste, dass diese Tür nicht allein spricht.
Wie viele Male drücke ich im Leben zu stark?
Wie oft glaube ich, dass Dinge sich mir öffnen müssen –
und übersehe dabei, dass manche Wege nicht auf Druck reagieren, sondern auf Hinspüren?
Es war nur eine Tür, an einem fremden Ort.
Aber sie hat mir etwas mitgegeben,
das ich mit nach Hause nehmen werde.
Manche Zugänge brauchen keine Kraft – nur eine Geste, die fragt statt verlangt.
Manches öffnet sich nicht, weil es verschlossen ist – sondern weil wir zu schnell hineingehen wollen.
