Wir sammeln. Von Kindheit an. Spielzeuge, Erinnerungen, später Möbel, Geräte, Kleider. Dinge, die wir brauchen. Dinge, die wir nur wollen. Dinge, die wir irgendwann vergessen, obwohl sie Raum besetzen.
Die Gesellschaft ermutigt uns dazu. Mehr ist besser. Neues ersetzt Altes, ohne dass das Alte verschwindet. Besitz wird zum Maßstab, zum Beweis von Erfolg. Doch die Dinge tragen nicht nur Nutzen. Sie tragen Gewicht.
Selbstreflexion bedeutet auch, dieses Gewicht zu spüren. Ein voller Schrank, ein überladener Keller, ein Tisch, der nicht mehr frei ist – sie zeigen, dass Dinge nicht nur füllen, sondern auch blockieren.
Wir tragen die Dinge nicht nur physisch. Wir tragen sie innerlich. Jedes Ding, das wir besitzen, fordert Aufmerksamkeit: geputzt, gepflegt, aufbewahrt, verteidigt. Besitz schafft Verantwortung, manchmal mehr, als er Freude schenkt.
Wann wird Besitz zur Last?
Wenn er nicht mehr dient, sondern bestimmt. Wenn Dinge nicht Werkzeuge, sondern Fesseln werden.
Selbstreflexion beginnt dort, wo man fragt: Brauche ich das noch? Oder hält es mich nur fest? Nicht nur Gegenstände, auch alte Geschichten, Erinnerungen, Rollen können zu Dingen werden, die schwer auf uns liegen.
Loslassen ist unbequem. Es fühlt sich an wie Verlust. Doch in Wahrheit ist es Befreiung. Wer Dinge gehen lässt, schafft Raum. Raum für Klarheit, Raum für Neues, Raum für das, was wirklich trägt.
Der Weg der Dinge ist klar: Sammeln – Tragen – Loslassen. Wer immer nur sammelt, verliert sich im Gewicht. Wer trägt, ohne zu prüfen, bricht darunter. Wer loslässt, erkennt, dass Leichtigkeit kein Mangel ist, sondern Freiheit.
Gesellschaftlich ist es nicht anders. Konsum kann verbinden, aber auch belasten. Überfluss ist selten Wohlstand. Oft ist er nur Verkleidung für Leere.
Vielleicht zeigt sich in den Dingen mehr, als wir wahrhaben wollen. Sie sind Spiegel. Sie verraten, wie wir leben, was wir fürchten, was wir nicht loslassen können.
Dinge sind nicht nur Besitz. Sie sind Prüfungen.
