Glatt ist leicht. Tief kostet. Wir alle kennen diese Spannung. Oberflächlichkeit zeigt sich schnell, strahlt, fängt den Blick. Doch hinter ihr bleibt oft verborgen, was wirklich trägt.
In der Gesellschaft begegnet uns Oberflächlichkeit überall: im Lächeln, das keine Nähe meint, in Fassaden, die makellos wirken, in Rollen, die wir spielen, damit nichts Unpassendes durchscheint. Ein bisschen Glanz reicht, ein angepasstes Wort genügt.
Doch der Preis ist hoch. Oberflächlichkeit ist teuer, weil sie Distanz schafft. Sie hält die Wirklichkeit auf Abstand. Wer sich in ihr verliert, bezahlt mit Wahrhaftigkeit. Wer sie hinnimmt, bezahlt mit Tiefe.
Das Problem liegt nicht darin, dass es Oberflächlichkeit gibt. Wir alle brauchen sie in Maßen. Niemand zeigt immer alles. Aber wenn das Oberflächliche wichtiger wird als das, was es überdeckt, beginnt etwas zu kippen. Dann blendet der Glanz stärker als das Wesentliche.
Gesellschaft liebt Oberflächlichkeit, weil sie Ordnung verspricht. Alles wirkt glatt, reibungslos, kontrolliert. Doch genau darin liegt die Gefahr: Wenn nur noch zählt, was glänzt, verlieren wir, was hält.
Ein Gespräch voller Oberflächlichkeit klingt gefällig, aber es nährt nicht. Ein Leben voller Schein sieht schön aus, aber es trägt nicht. Tiefe braucht Mut. Tiefe bedeutet, dass Risse sichtbar werden dürfen, dass nicht alles makellos ist, dass Fragen bleiben, die unbequem sind.
Manchmal ist es einfacher, sich mit dem Glanz zufriedenzugeben. Doch irgendwann spürt man die Leere darunter. Schein gibt keinen Halt. Er spiegelt nur, was man sehen will. Und so bleibt man hungrig nach etwas Echtem.
Gesellschaft kann sich verändern, wenn sie Oberflächlichkeit nicht abschafft, sondern durchlässiger macht. Wenn wir lernen, dass eine Narbe keine Schwäche ist, dass ein ehrlicher Zweifel mehr Nähe bringt als ein perfektes Lächeln. Dann wird Tiefe möglich.
Wir bezahlen mit Oberflächlichkeit – und wir bezahlen teuer. Denn jeder Glanz, der nur blendet, kostet Vertrauen. Jeder Schein, der nur täuscht, kostet Verbindung. Jeder Lack, der zu dick wird, verhindert, dass man noch spürt, was darunter liegt.
Oberflächlichkeit allein hält nicht. Sie schützt, sie täuscht, sie verschiebt. Doch Tiefe trägt. Tiefe hält aus. Tiefe verbindet.
Glanz kann den Blick fangen. Tiefe kann den Menschen halten.
