Manchmal stellt man sich vor, es müsse doch irgendwo eine Wahrheit geben, eine letzte Erkenntnis, eine geheime Formel – ein Schlüssel, der all das Ungewisse aufschließt und danach nichts Schweres mehr übrig lässt. Kein Zweifel, kein Schmerz, keine Leere. Nur noch Licht.
Aber was, wenn das Licht nicht etwas ist, das man besitzt – sondern etwas, das einen leise berührt, wenn man aufhört, es zu jagen?
Was, wenn Glück nicht dort beginnt, wo alles gut ist, sondern dort, wo man den Versuch aufgibt, das Leben zu zähmen?
Es gibt in alten Schriften einen Gedanken, der immer wiederkehrt – manchmal als Frage, manchmal als Rätsel, manchmal als Gebet: Erkenne dich selbst. Nicht, um jemand Besonderes zu werden, sondern um zu verstehen, dass du längst vollständig bist – auch in deiner Unruhe, deiner Sehnsucht, deiner Unvollkommenheit.
Glück, in seiner zartesten Form, scheint zu kommen, wenn man aufhört, es festhalten zu wollen. Wenn man nicht mehr fragt, wie es bleibt, sondern wie man bei sich bleibt – wenn es geht, aber auch, wenn es bricht.
In Wahrheit braucht es vielleicht keine mystische Formel.
Nur den Mut, offen zu bleiben – auch wenn es weh tut. Und die Bereitschaft, sich selbst nicht mehr auszuweichen.
Vielleicht ist Glück nicht etwas, das man hält – sondern etwas, das einen berührt, wenn man bereit ist, nichts festzuhalten.
