Ein stiller Blick auf das, was nicht immer wirklich ist
Angst ist ein feines Gespinst. Leise beginnt sie. Ein Gedanke, ein Bild, ein Szenario, das sich in den Raum des Möglichen schiebt. Oft unscheinbar, kaum greifbar, aber mit der Kraft, unseren Puls zu beschleunigen und die Kehle zu schnüren.
In der Selbstreflexion offenbart sich manchmal eine leise Wahrheit: Nicht die Welt selbst erschüttert uns, sondern das, was wir über sie denken. Die meisten Ängste, so zeigt sich, sind Projektionen. Schatten, die unser Geist wirft, wenn er sich von der Unsicherheit erzählt.
Wir malen Zukunft aus wie ein drohendes Gewitter, doch oft bleibt der Himmel klar. Wie oft haben wir uns geängstigt vor etwas, das nie geschah? Wie oft war das, was wir für „Gefahr“ hielten, in Wahrheit nur Ungewissheit im Verkleideten?
Diese Erkenntnis ist kein Vorwurf an das eigene Fühlen. Angst will nicht gelöscht, sondern verstanden werden. Sie zeigt, dass uns etwas wichtig ist. Doch wenn wir ihr Raum geben, ohne ihr gleich zu glauben, können wir entdecken, dass viele ihrer Geschichten genau das sind: Geschichten. Keine Tatsachen.
Selbstreflexion ist wie ein inneres Fenster. Wenn wir uns darin betrachten, mit Zartheit und Neugier, beginnen sich manche Gedanken zu lichten. Wir erkennen: Die Welt ist oft weniger bedrohlich, als unsere Vorstellung sie macht.
Vielleicht ist das der erste Schritt zu mehr innerer Freiheit: Nicht die Angst zu besiegen, sondern ihr zuzuhören, ohne sich von ihr leiten zu lassen.
Dieser Text ersetzt keine therapeutische Begleitung. Er dient der achtsamen Selbstbegegnung.
